Im März dieses Jahres beschwerten sich in einem durch die Presse gehenden Brandbrief zahlreiche Professoren und Dozenten über das mathematische Unwissen von Schülern und Studienanfängern. Die Abiturienten erhielten in der Schule nicht mehr die erforderlichen Mathematikkenntnisse für ein Studium aus den Bereichen Mathematik und Informatik sowie Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften und hätten folglich extreme Schwierigkeiten beim Studienanfang. Diese Defizite seien derart angewachsen, dass sie während des Studiums vielfach nicht mehr aufgeholt werden könnten – mit den entsprechenden Konsequenzen für den Studienerfolg. Als Ursache hierfür wurden die massiven Stundenkürzungen und die radikale Umgestaltung der Bildungspläne an den Schulen ausgemacht, welche zu einer Abkehr vom soliden und belastbaren mathematischen Fakten- und Methodenwissen geführt hätten.

Bereits im fünften Jahr steuert das HGG in der Kursstufe mit dem Vertiefungskurs Mathematik dieser Entwicklung erfolgreich entgegen, anfangs im Rahmen eines Schulversuches und seit drei Jahren in Form eines regulären Oberstufenkurses.

 

Dieser zweijährige Kurs für die gymnasiale Kursstufe wurde von der Fakultät Mathematik der Universität Stuttgart in Zusammenarbeit mit Vertretern der Kultusbehörde entwickelt und kann von den Schülern zusätzlich zum regulären Pflichtkurs in Mathematik belegt werden. Nach dem ersten Jahr findet zu Beginn der Klassenstufe 12 an den Universitätsstandorten im Land eine Zertifikatsklausur statt, mit deren Bestehen die teilnehmenden Schüler bei Bewerbungen für Studienplätze und Praktikumsstellen belegen können, dass sie im Bereich Mathematik eine erweiterte schulische Ausbildung absolviert haben.

 

Dieser Vertiefungskurs fand am HGG von Anfang an großen Zuspruch (deutlich mehr als im Landesdurchschnitt), und so meldeten sich auch dieses Jahr wieder acht Schüler zur Zertifikatsklausur an. Ein ganzes Jahr lang hatten sie sich mit Aussagenlogik, mathematischen Beweisen, dem Lösen von komplizierten Gleichungen sowie mit Grenzwerten von Folgen und Funktionen beschäftigt und zur Prüfungsvorbereitung alle Klausuren der Vorjahre durchgearbeitet.

 

Am Freitag, dem 6. Oktober 2017, traten dann allein an der Universität Stuttgart über tausend Oberstufenschüler an, verteilt auf zahlreiche Standorte und Hörsäle im ganzen Stadtgebiet. Unsere Schüler waren für den Campus in der Stadtmitte eingeteilt worden, wo sie mit über hundert anderen Schülern in einem großen Hörsaal zum ersten Mal Uni-Atmosphäre schnuppern konnten.

 

Anders als in der Schule fand die Klausur (wie viele Prüfungen an der Universität) ohne Hilfsmittel statt, also nur mit Papier und Stift, aber ohne Taschenrechner oder Formelsammlung. Ungewohnt war für Schüler auch, dass man einen Personalausweis vorlegen musste, um sich persönlich auszuweisen.

 

Da die Korrektur sehr zeitintensiv ist, werden die Ergebnisse erst kurz vor Weihnachten feststehen, so dass die Schüler wie bei der schriftlichen Abiturprüfung rund zwei Monate warten müssen, bis sie erfahren, wie sie abgeschnitten haben.

 

Unsere letztjährigen HGG-Teilnehmer konnten bei der Bekanntgabe der Ergebnisse übrigens durchaus stolz sein, da sie hervorragende Ergebnisse erzielt hatten.