Zusammen mit Frau Vogeler, Frau Hägele, Frau Frittmann und Frau Lederbach brach die Klassenstufe 10 am Dienstagabend gegen 18 Uhr mit Bus und Bahn nach Stuttgart auf, um sich bis 22 Uhr im Theater der Altstadt die Tragödie Andorra nach dem gleichnamigen Drama des Schweizer Schriftstellers Max Frisch anzusehen.

Sein Werk verdeutlicht die Konsequenzen von klischeehaftem, stereotypem, vorurteilsbehaftetem Schubladendenken am Beispiel des vermeintlichen Juden Andri, der sich als junger Mann antisemitischen Vorwürfen seiner Landsleute ausgesetzt sieht und von ihnen gesellschaftlich, sozial, beruflich und privat benachteiligt wird. Dies mündet letztendlich in Andris Tod. Weitere Personen wie ein Wirt, ein Arzt, ein Soldat, ein Tischler oder auch ein Priester sollen exemplarisch die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und Schichten repräsentieren.

Im Drama wird allerdings nicht nur der Antisemitismus modellhaft thematisiert, sondern auch die Schuldfrage bei aktiv beteiligten Tätern, Mittätern und Mitläufern sowie die Frage nach Identität, Selbst- und Fremdbild und der Beeinflussung und Formung dieser durch die Gesellschaft.

Insgesamt soll dem Zuschauer der Spiegel vor Augen geführt werden, was in der Nachkriegszeit und auch noch bis heute und selbst in der Zukunft eine wichtige Botschaft sendet und insbesondere als Appell an all jene zu verstehen ist, die zwar nicht aktiv Unrecht tun, es aber schweigend dulden und somit mittragen, selbst wenn sie in der Lage wären, es zu verhindern.

Bei der Umsetzung des Theaters der Altstadt wurden viele Aspekte als positiv angesehen: Unter anderem die eindrucksvolle Atmosphäre, wobei es trotz dieses ernsten Themas zugleich an einigen Stellen zu Lachern im Publikum kam, und das relativ simpel gehaltene und zugleich effektive Bühnenbild aus Tischen, Liegen und einer riesigen dominanten Tür, die sich auf einem drehbaren Podest befand auf deren Rückseite ein Käfig war, bei einem simplen kunstvollen Beleuchtungskonzept.

Ebenfalls wurden die schauspielerischen Leistungen der Künstler, darunter besonders der Darsteller des Soldaten Peider, auf der Bühne als sehr authentisch wahrgenommen, auch weil sie frei, gut betont und flüssig gesprochen haben, worin sich die Professionalität der Umsetzung zeigte. Außerdem trugen die Schauspieler passende Kostüme, die grundsätzlich ihre Rolle kennzeichneten und zur Authentizität beitrugen. Des Weiteren ließ sich feststellen, dass das Schauspiel textlich sehr nah am Original aufgeführt wurde.

Abschließend lässt sich festhalten, dass es sich dank dieser gelungenen Umsetzung um einen guten Abend handelte, der uns in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken angeregt haben sollte.

 

 Manuel T. Schmid, 10a (mit Stimmen von unter anderem Mario Lindau und Stefanie Tutsch)