Wer ein Unternehmen gründen möchte, braucht eine gute Idee, Mut und muss natürlich wirtschaften können. Zwar sind die heutigen Rahmenbedingungen für Jungunternehmer nicht mit denen des ausgehenden Mittelalters vergleichbar, dennoch musste sich auch Hans Grüninger den ökonomischen Gegebenheiten seiner Zeit anpassen.

So war es vor dem ersten Druck notwendig, das Salzburger Bürgerrecht zu erwerben und einer Zunft beizutreten. Ebenso musste er Gesellschafter bzw. stille Teilhaber zur Startfinanzierung seines Unternehmens gewinnen.

In der Folgezeit war Grüninger nicht mehr nur Handwerker und Künstler, sondern auch Geschäftsmann. Er erkannte die Chancen des „bebilderten Buches“ und wurde in diesem Marktsegment zum führenden Drucker. Um diese Qualitätsführerschaft zu behalten, nahm er namhafte Künstler in seine Dienste, um sich von seinen Mitbewerbern abzusetzen.

Grüninger druckte in der Folgezeit Volksbücher, Legenden, Komödien, Romane, Wörterbücher sowie religiöse und wissenschaftliche Werke. Er betätigte sich nicht nur als selbstständiger Drucker und Verleger, sondern auch als Händler und Lohndrucker. Um eine möglichst große Menge an Drucken bewältigen zu können, organisierte er seine große Werkstatt in Straßburg bereits fabrikmäßig. Daneben gab er ganze Auflagen seiner Bücher an andere Verleger ab. Eine solch breite Produktpalette erhöht nicht nur die Marktanteile, sondern sichert ein Unternehmen auch vor Krisen ab.

Für die Vermarktung seiner Bücher unterhielt Grüninger einen Laden neben der Straßburger Kathedrale sowie ein Verkaufshaus in Frankfurt. Daneben erfolgte der Vertrieb durch ambulante Händler, auf Messen oder in Verkaufsbuden, die sich meist in der Nähe von Kirchen fanden.

Ab 1500 spielten ökonomische Gedanken eine immer wichtigere Rolle, denen die künstlerischen Überlegungen teilweise untergeordnet wurden. Um die Herstellungskosten seiner Drucke zu senken, bediente er sich beispielsweise der Technik des zusammengesetzten Bildes. Dabei werden die Druckvorlagen nicht am Stück hergestellt, sondern aus kleineren Einheiten zusammengesetzt, welche so immer wieder in neuen Anordnungen verwendet werden können. Da die einzelnen Holzschnitte jedoch nicht immer aneinander passen und Nahtstellen so erkennbar sind, litt die Qualität der Bilder unter der ökonomischen Effizienz. Dies könnte sich negativ auf seine Geschäfte ausgewirkt haben, denn Grüningers finanzielle Lage scheint zumindest gegen Ende seines Lebens nicht gut gewesen zu sein. Quellen belegen, dass er seinen Sohn Barthel beauftrage, einen Warenvorrat an Büchern zu verkaufen, um einen Gläubiger auszahlen zu können.

Die Härte der Wirtschaftswelt bekam aber nach Grüningers Tod vor allem sein Sohn zu spüren. Dieser druckte eine größere Menge reich verzierter und damit in der Herstellung aufwendiger Bücher, welche sich jedoch schlecht verkauften. Aufgrund des Verlustgeschäfts wurde seine Druckerei 1545 öffentlich versteigert.