Der römische Dichter Horaz (65-8 v. Chr.) lebte in unsicheren Zeiten. In der ausgehenden Republik reihte sich ein Bürgerkrieg an den anderen, Hungersnöte waren häufig und allgegenwärtige Seuchen bedrohten unterschiedslos Reiche und Arme. Dies alles schien uns noch bis vor wenigen Jahren fern; doch schon eine Weile wächst in unserer Lebenswelt das Gefühl der Unsicherheit angesichts gesellschaftlicher Spannungen, der Klimakrise sowie der Corona-Pandemie. Es besteht also reichlich Anlass, die Dichtung des Horaz wieder aus dem Bücherregal zu holen, angesichts einer aufgewühlten Welt neu zu lesen und mit drei seiner Lebensweisheiten die zurückliegenden fünfzehn Monate unseres Abiturjahrgangs zu beleuchten.
Präsenzunterricht, Wechselunterricht oder Fernlernunterricht? Klausuren, Tests oder mündliche Abfragen? Schriftliches Abitur zum vorgesehenen Termin, zu einem anderen Zeitpunkt oder gar nicht? Mit all diesen Unwägbarkeiten, die von einer rasch wechselnden Nachrichtenlage und zahllosen nicht immer qualifizierten Statements in den sozialen Medien begleitet wurden, mussten unsere Abiturienten umgehen lernen. Sie folgten dabei dem Rat des Horaz: „Denke daran in schwierigen Zeiten Gelassenheit zu bewahren! (Aequam memento rebus in arduis servare mentem)“. So warteten sie gelassen, was der nächste Tag bringt, und suchten Ausgleich in bewährten und neu entdeckten Hobbies wie Joggen, Klavierspiel oder der Malerei mit Ölfarben.
„Nutze den Tag! (carpe diem)“ ist wohl eines der bekanntesten Horaz-Zitate, das sich auch auf unsere Abiturienten anwenden lässt. Der durch die Corona-Lage bisweilen eingeschränkte oder ausgesetzte Präsenzunterricht hat sie vor die Aufgabe gestellt, ihren Arbeitstag selbst zu strukturieren. So mussten sie ihr Arbeitspensum eigenständig einteilen und individuelle Lernstrategien finden. Während dieses Prozesses gelang es ihnen immer besser, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden und damit die eigene Effizienz zu steigern. Bei all diesen Anforderungen saßen sie zwar allein, aber nicht verlassen vor dem heimischen PC. Denn die digitale Technik erlaubte es ihnen, sich gruppenweise zu Lerngemeinschaften zusammenzuschließen und vielfältige Unterstützung bei unseren Kolleginnen und Kollegen zu finden.
Auch wenn der Rat des Horaz, Freude nicht auf die lange Bank zu schieben (non differ gaudium in annum) über 2000 Jahre alt ist, besitzt er gerade in unserer unsicheren Gegenwart uneingeschränkte Gültigkeit. Auf unseren Abiturjahrgang bezogen, fand diese Freude ihren feierlichen Rahmen in der Übergabe der Zeugnisse und Preise, die am 19.7.21 in der Stadthalle Markgröningen stattfand. Schulleiterin Karin Kirmse, Bürgermeister Rudolf Kürner und Claudia Thannheimer als Elternvertreterin betonten in ihren Reden die anspruchsvollen äußeren Umstände; zugleich lobten sie die fachliche Leistungsfähigkeit des Jahrgangs. Mit einem Notendurchschnitt von 2,2 liegen unsere Abiturientinnen und Abiturienten nämlich um 0,2 besser als der letztjährige Gesamtdurchschnitt des Abiturs in Baden-Württemberg.
Wir alle am HGG gratulieren den nachstehenden Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2021 zum erfolgreichen Abschluss ihrer Schulzeit und hoffen, dass ihr weiterer Lebensweg noch viele Anlässe zum Feiern bereithalten wird!
Stephan Hotz
Christine Ade, Edon Avdija, Luca Barbetta, Paul Bauer, Julian Bernhauer, Johannes Bertsch, Sven Frerichs, Simon Haile, Benjamin Hanel, Jonas Haug, Jan Hecker, Alessio Hötzer, Firdevs Kaman, Lukas Kesch, Silas Krapp, Marvin Postruzin, Selina Scholz, Paul Schott, Maya-Lena Schulz, Emina Secovic, Allegra Skoda, Lisa Stegmaier, Shayan Taeri, Viktor Thannheimer, Stefanie Tutsch, Jasper Wehefritz, Vincent Wettengel, Maximilian Winkler