Diejenigen in unserem Kollegium und in der Elternschaft, die in den 70er und 80er Jahren zur Schule gegangen sind, kennen noch das mulmige Gefühl der regelmäßigen Alarmübungen. Sie gemahnten uns damals daran, dass ein Krieg in Europa jederzeit im Bereich des Möglichen lag. Für unsere Kolleginnen und Kollegen, die nach 1989/90 zur Schule gingen, und erst recht für unsere jetzige Schülergeneration war dies bis zum 24.2.2022 nur eine ferne Lektion aus dem Geschichtsbuch. Nun weckt der Konflikt in Ukraine neue bisher ungeahnte Ängste zusätzlich zu den Belastungen der Pandemie.

Ängsten mit Verschweigen und Verdrängen zu begegnen, ist speziell mit Blick auf Kinder und Jugendliche keine Lösung. Deshalb erarbeiteten die Schulleitung des HGG am Tag des Kriegsbeginns ein Konzept, um angemessen mit diesen Gefühlen umzugehen. Tags darauf versammelten sich Schülerschaft und Lehrkräfte zu einer dreiviertelstündigen Aktion im Haupthof.
In ihrer einleitenden Ansprache griff Schulleiterin Karin Kirmse die Beklommenheit auf, die sich deutlich auf den Gesichtern der Schülerinnen und Schüler abzeichnete. Mit einfühlsamen Worten lenkte sie die Aufmerksamkeit dann auf den Friedensgedanken. Sie bediente sich dabei eines Zitats des chinesischen Philosophen Laotse, der in der Epoche der streitenden Reiche folgender Hoffnung Ausdruck verlieh: „Damit es Frieden in der Welt gibt, müssen die Völker in Frieden leben. Damit es Frieden zwischen den Völkern gibt, dürfen sich die Mächtigen in den Städten nicht gegeneinander erheben … . Damit im Haus Frieden herrscht, müssen wir ihn in unseren Herzen finden.“
Es folgte eine Minute, in der alle still verharrten, um der Opfer des Krieges und der Wichtigkeit des Friedens zu gedenken. Zum Abschluss der Aktion schalteten alle auf dem Haupthof die Taschenlampen ihrer Handys ein und schwenkten sie zu Musikstücken, die zu Frieden und Verständigung aufriefen (z.B. „Imagine“ von John Lennon).
Unsere Schulgemeinschaft setzte - akustisch wie visuell - ein eindrucksvolles Zeichen dafür, dass wir am HGG uns eine baldige friedliche Lösung des Konflikts erhoffen. Wir schließen uns den Worten Michail Gorbatschows an, der vor gut dreißig Jahren maßgeblich zum Ende des Kalten Krieges beitragen hat: „An den Frieden denken, heißt an unsere Kinder denken!“